auseinandergezogener Ball als Symbol für ein offenes und reguliertes Nervensystem

Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) überwinden mit Somatic Experiencing

Körperorientierte Traumatherapie kann Ihnen helfen, Ihr Nervensystem zu beruhigen. Gefühlte Sicherheit wiederum erweitert Ihre Kapazität.

Auf einmal ist nichts mehr wie zuvor. Gestern noch haben Sie aktiv am Leben teilgenommen, heute fällt es Ihnen schwer, ein paar Schritte zu gehen. Sie sind erschöpft und gleichzeitig sehr angespannt und überreizt. Dabei sind es nicht nur die vielen verschiedenen Symptome, die Ihnen Angst machen, sondern auch die Ungewissheit, wie es weitergehen soll. Wie können Sie das chronisches Erschöpfungssyndrom überwinden?

Ich kann gut nachvollziehen, dass die Unverständlichkeit der ganzen Situation und die Sorge, ob es jemals wieder gut wird, einen ganz eigenen Leidensdruck hervorrufen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Ihre Angehörigen ebenfalls mit Hilflosigkeit und Überforderung zu kämpfen haben.

Diesen Blogbeitrag schreibe ich aus der Perspektive einer Somatic Experiencing Therapeutin. Er soll Ihnen helfen zu verstehen, worin die Ursache chronischer Erschöpfung bestehen kann und wie das Thema Trauma und autonomes Nervensystem da reinspielen. Nicht zuletzt möchte ich aufzeigen, auf welche Weise ich Sie unterstützen kann, sich Ihr Leben wieder Stück für Stück zurückzuerobern.

Somatic Experiencing ist eine körperorientierte Traumatherapie. Mehr darüber erfahren Sie hier in meinem Video!

Ihre Problematik als CFS Betroffene:r

Das Chronische Erschöpfungssyndrom gab es bereits vor Covid-19, war früher aber weniger bekannt. Als Long Covid erfährt es heutzutage leider eine traurige Berühmtheit, weil deutlich mehr Menschen betroffen sind. Neben den vielen körperlichen Symptomen, finden Sie sich vermutlich in einigen Punkten der folgenden Auflistung wieder:

  • Niemand versteht, was genau mit Ihnen los ist, Sie selbst eingeschlossen.
  • Klassische Behandlungsmethoden greifen nicht. Viele Ärzte und Therapeuten sind ratlos, Empfehlungen beschränken sich oft auf ein Managen der Symptome, z. B. Pacing oder Medikation.
  • Ihr privates Umfeld reagiert mit Hilflosigkeit und ist überfordert.
  • Es wird Ihnen unterstellt, Sie seien überempfindlich oder stellten sich an.
  • Es fehlt Ihnen eine Orientierung, welcher Weg hilfreich sein könnte und es fällt Ihnen schwer, hoffnungsvoll zu bleiben.
  • Angesichts der großen Unsicherheit entwickeln Sie Ängste oder Depressionen.
  • Vielleicht leiden Sie auch an anderen chronischen Erkrankungen: Migräne, Fibromyalgie, Reizdarm o. ä.

Chronische Erschöpfung und das Autonome Nervensystem

Nach dem Verständnis von Somatic Experiencing (SE), liegt dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) eine anhaltende Dysregulation des autonomen Nervensystems zugrunde.

Dazu kann es schlagartig durch ein Schocktrauma kommen, wie z. B. einen Unfall oder eine akute Erkrankung. Oder es kann ein schleichender, längerer Prozess sein. Widrige Kindheitserfahrungen, andauernder Stress bei der Arbeit o. ä. haben Ihrem Nervensystem vielleicht schon seit geraumer Zeit zugesetzt. Manchmal steht dann eine Virus-Erkrankung wie Covid-19 am Ende einer langen Kette belastender Erfahrungen und ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Was genau macht eigentlich unser autonomes Nervensystem?

Wie in der Steinzeit, so ist unser autonomes Nervensystem auch heute noch darauf bedacht, uns wohlbehalten durch den Tag zu bringen. Bei Anzeichen von Gefahr sorgt es dafür, dass wir uns durch Kampf oder Flucht in Sicherheit bringen können, auch wenn die Gefahr heute nicht mehr in Form des berühmten Säbelzahntigers vor uns steht. Heute bedeutet Gefahr, neben körperlicher Gewalt, auch Mobbing in der Schule, einen Vortrag halten, Menschen, die uns nicht gut tun, Angst um den Arbeitsplatz haben, ständig überfordert sein, Leistungsdruck, Perfektionismus usw.

Bei einer gefühlten Bedrohung wappnen wir uns: Unsere Nebennieren schütten Stresshormone aus, unser Herz schlägt schneller und wir spannen unsere Muskeln an. Das alles geschieht vollautomatisch, ohne jeglichen Input unseres Verstands. Ist die Gefahr vorüber, beruhigen wir uns wieder. Auch das ist keine bewusste Entscheidung, sondern eine intuitive Reaktion unsers Körpers.

Ständig wechseln wir so zwischen verschiedenen Graden von An- und Entspannung. Diese Beweglichkeit in unserem Nervensystem, die auf eine Anstrengung immer wieder eine Erholung folgen lässt, sorgt für Gleichgewicht im Körper, hält uns gesund und macht uns resilient.

Chronischer Stress und traumatische Erfahrungen führen dazu, dass diese Beweglichkeit verloren geht. Auch eine Virusinfektion kann eine überwältigende Erfahrung für den Körper bedeuten und eine Stressreaktion triggern. Als Folge davon bleibt unser autonomes Nervensystem in der Anspannung hängen und findet nicht mehr zurück in die Entspannung. Auch dann nicht, wenn die Gefahr längst vorüber ist. Oder, um es anders zu formulieren, auch dann nicht, wenn die Viruserkrankung vorüber ist.

Was passiert, wenn unser autonomes Nervensystem dysreguliert ist?

Aus der Perspektive unseres autonomen Nervensystems sind wir weiterhin in Gefahr. Die Welt betrachten wir ab sofort mit anderen Augen. Wir empfinden deutlich mehr Stress und wir empfinden schneller Stress. Menschen und Situationen werden eher als potentiell gefährlich bewertet. Unser Nervensystem ist früher alarmiert und unsere Kapazität mit Reizen umzugehen verringert sich.

Schon Kleinigkeiten können unser System überfordern und die Symptomatik verschlechtern. Dazu zählen eine kleine Aktivität, Geräusche oder Licht, ein unangenehmer, innerer Reiz wie Schmerz oder Aufregung oder auch eine Kombination von Reizen, die schnell zuviel sind.

Es klingt paradox, aber selbst angenehme Ereignisse, schöne Erfahrungen oder zuviel Entspannung können überfordernd sein. Sich freuen ist auch eine Form von Aufregung und entsprechend einen Herausforderung für unser Autonome Nervensystem.

Wenn wir dauerhaft im Stress sind, kommt auf der biologischen Ebene die HPA-Achse, die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, in Bedrängnis! Sie spielt einen wichtige Rolle bei der internen Kommunikation zwischen unserem Gehirn und unseren Nebennieren, die die Stresshormone Cortison und Adrenalin ausschütten. Tun sie das ständig, gerät in unserem Körper einiges durcheinander.

Der Psychololge Laurence Heller beschreibt es in seinem Buch „Entwicklungstrauma heilen“ so:

„Die HPA-Achse steuert die Interaktion zwischen dem Nervensystem und dem endokrinen System. Es ist nützlich, ihre Rolle in Verbindung mit Trauma zu verstehen, da sie aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen Auswirkungen auf so gut wie jedes Organ und Gewebe im Körper hat, das Gehirn inbegriffen. Die HPA-Achse ist an den neurobiologischen Aspekten“ ….“vieler Erkrankungen beteiligt, etwa bei“…“chronischem Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom“.

geschlossener Ball als Symbol für ein enges Nervensystem

Chronisches Erschöpfungssyndrom: Pacing versus window of tolerance

Eine offizielle Empfehlung für den Umgang mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom ist Pacing. Das bedeutet, sich selbst sehr genau zu beobachten und zu lernen, wie viel Energie individuell zur Verfügung steht, wie viel Aktivität möglich ist, ohne dass sich Ihre Symptome verschlimmern. Sich darüber klar zu werden ist sehr hilfreich, um zumindest wieder etwas Kontrolle über den eigenen Körper zu erlangen und eine Verschlechterung zu vermeiden. Pacing weist einen Weg, die Krankheit zu managen.

In Somatic Experiencing nutzen wir das von Dan Siegel entwickelte Model des „Toleranzfensters„. Ähnlich wie im Pacing ist dieses Toleranzfenster der Bereich, in dem Aktivität, Aufregung oder Herausforderung – ob positiv oder negativ – handhabbar sind. Ziel von Somatic Experiencing und meiner Arbeit mit Ihnen ist es, dieses Toleranzfenster zu vergrößern.

Bei chronischer Erschöpfung ist Ihr Toleranzfenster sehr klein. Sie kennen das vielleicht: es geht Ihnen besser, Sie freuen sich und unternehmen etwas – danach ist es schlechter als zuvor. Um das zu verhindern ist es wichtig, nicht zu schnell voran zu gehen, sondern kleinschrittig zu arbeiten und Ihrem Körper genug Zeit zu geben, neue Erfahrungen von Sicherheit zu integrieren. Vielleicht haben Sie zwischendurch das Gefühl, es tue sich gar nichts, aber hier gilt, weniger ist mehr!

Als Somatic Experiencing Therapeutin unterstütze ich Sie, wieder mehr Regulation und Flexibiltät in ihrem Autonomen Nervensystem zu erfahren. Symptome, die durch die Dysregulation entstanden sind, können dann nachlassen.

geöffneter Ball als Symbol für ein entspanntes Nervensystem

Wie kann ich Ihnen bei chronischer Erschöpfung helfen?

  • Ich möchte Sie dabei unterstützen, dass Ihr autonomes Nervensystem in einen regulierteren Zustand zurückfindet. Ein Zustand, in dem keine Mobilmachung nötig ist und in dem auch Ihr Immunsystem wieder uneingeschränkt arbeiten kann.
  • Ein wichtiger Aspekt dabei sind Ressourcen. Die Unterstützung, die eine Ressource darstellt, zu verkörpern, vermittelt Ihrem autonomen Nervensystem ein Gefühl von Sicherheit. Diese neuen Erfahrungen von gefühlter Sicherheit unterbrechen den Kreislauf „Symptom – Angst – Symptom – Angst“.
  • Der weiterer Schwerpunkt liegt darin, Ihre Kapazität zu erweitern, mit unangenehmen Körperempfindungen und Emotionen zu sein. Es sind die als bedrohlich empfundenen Körperempfindungen und Emotionen, auch, oder insbesondere, wenn Sie sie verdrängen und nicht bewusst wahrnehmen, die Ihr Nervensystem in eine Alarmstimmung versetzen. Wenn Sie sich diesen Empfindungen zuwenden und Vertrauen entwickeln, sie halten zu können, verringert das Ihr inneres Bedrohungsgefühl und Ihr Nervensystem kann ruhig bleiben. In Somatic Experiencing nennen wir das Containment.
  • Psychoedukation ist für mich wichtig:
    Für viele meiner Klient:innen ist es ungeheuer erleichternd zu verstehen, wie das autonome Nervensystem funktioniert und dass Symptome häufig die Folge eines viel zu lange alarmierten Nervensystems sind.
  • Das gibt Orientierung und damit eine Sicherheit, die sich sofort positiv auf Ihr inneres Stresserleben auswirkt. Zu erkennen, dass die Stressreaktion Ihres Körpers eine ganz normale ist, entlastet und hilft, sich nicht länger schuldig oder zu schwach zu fühlen.
  • Ich unterstütze Sie, die Reaktion Ihres Nervensystems als eine beschützende Reaktion zu verstehen. Ihr Körper lässt Sie nicht im Stich, im Gegenteil. Er ist mit allen Kräften bemüht, Ihr Überleben zu sichern, nur interpretiert er harmlose Reize als gefährlich. Irgendwann gab es eine Verknüpfung, die sich leider nicht von alleine wieder auflöst.
  • Je regulierter und flexibler Ihr Nervensystem wird, desto
    • mehr können Symptome nachlassen
    • mehr verbessert sich Ihre Atemkapazität
    • mehr Energie steht Ihnen zur Verfügung
    • stärker ist Ihr Immunsystem
  • Ich zeige Ihnen Übungen, die Sie zuhause anwenden können. Mir ist es wichtig, dass Sie sich selbst helfen können und durch regelmäßiges Anwenden die Beruhigung Ihres Nervensystems weiter unterstützen können.

Wie es jetzt weitergeht

Ich hoffe, dass ich Ihnen etwas Hoffnung machen konnte und Sie eine Idee bekommen haben, wo es sich lohnt hinzuschauen oder woran Sie oder Ihr:e Angehörige:r arbeiten können.

Unser Körper ist sehr gut darin, sich anzupassen, wenn etwas stressiges oder traumatisches passiert ist. Doch der erlernte Beschützermodus unseres Körpers kann auch wieder aufgelöst werden.

Zuerst ist es auf jeden Fall wichtig, bei anhaltender Erschöpfung ärztlich abzuklären, dass keine andere, ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt.

Möchten Sie Ihr Nervensystem zurück in die Regulation bringen? Schreiben Sie mir eine E-Mail und vereinbaren ein kostenloses Beratungsgespräch!

Stefanie Wittiber-Schmidt

Stefanie Wittiber-Schmidt

Heilpraktikerin, Somatic Experiencing, Rolfing Strukturelle Integration, Integrale Somatische Psychologie

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