Faszien, Körperstruktur und Bewegung als Schlüssel für deine Gesundheit

Heute früh las ich ein spannendes Interview mit Dr. Arvid Neumann, Sportwissenschaftler und Orthopäde, in der Neue Züricher Zeitung.

In dem Interview geht es um Neumanns BuchDie Fitness-Lüge.“ Das Buch kenne ich nicht, was er im Interview gesagt hat, spricht mir als Rolferin jedoch aus der Seele. Er betont die Bedeutung von Faszien, einer aufgerichteten Körperstruktur, von im Lot sein und optimierten Bewegungen, DEN zentralen Themen von Rolfing.

Von den wichtigsten Aspekte des Interviews möchte ich dir gerne erzählen. Alle Zitate hier im Text stammen von Arvid Neumann. Ich werde ihn daher nicht jedes Mal explizit nennen.

Ganzkörperbewegungen für Schmerzfreiheit und Beweglichkeit

Arvid Neumann widerspricht dem, was die Fitness-Industrie uns weismachen möchte: dass wir viel Sport treiben müssten, um gesund zu bleiben.

Natürlich gibt viele gute Gründe, Sport zu treiben. Sei es, dass es dir einfach Spaß macht, du dabei Stress abbaust oder die sozialen Kontakte schätzt. Das alles stellt Neumann auch nicht in Frage.

Geht es jedoch um den Gesundheitsaspekt, plädiert er für Bewegungen, die den ganzen Körper einbeziehen. Wir alle wünschen uns Schmerzfreiheit und Beweglichkeit bis ins hohe Alter und logischerweise ist dafür Bewegung essentiell. Aber welche?

Sinnvoll und auch ausreichend sei es laut Neumann, regelmäßig die Bewegungen in deinen Alltag einzubauen, die du auch später noch ausführen möchtest: Treppen steigen, auf Berge steigen, in die tiefe Hocke gehen. etc. Hier geht es um Ganzkörperbewegungen. Dabei trainierst du, quasi zwangsläufig, Kraft, Ausdauer und Koordination. Selbst den Hausputz kannst du unter diesem Aspekt betreiben.

Die negativen Auswirkungen von Dauersitzen lassen sich nicht mit einer Stunde Sport am Tag rückgängig machen und das Training gezielter Bewegungsabläufe oder die Kräftigung einzelner Muskeln beim Sport sind Bewegungen, die nur einen Teil des Körper ansprechen. Wenn du 50 Liegestütze schaffst, sagt das nichts aus über dein Körpergefühl und deine Beweglichkeit.

… dieses Spezifisch vernachlässigt das grosse, mögliche Bewegungsrepertoire des Menschen.

Isolierte Bewegungen auf der einen Seite gehen einher mit einem Bewegungsmangel an einer anderen Stelle.

So absurd es vielleicht klingen mag, Sport erzeugt einen körperlichen Bewegungsmangel. … Werden einzelne Körperabschnitte nicht bewegt, dann entsteht dort lokal ein Bewegungsmangel. Dieser führt dann zu krankhaften Veränderungen, wie Abnutzungen der Gelenke, der Arthrose. Sport fördert mit den monotonen Bewegungsabläufen einen derartigen Bewegungsmangel. Die Bewegungsvielfalt geht verloren.

Eine aufgerichtete Körperstruktur als Voraussetzung für qualitativ bessere Bewegungen

Deine Körperhaltung kannst du, in einem gewissen Umfang, willkürlich verändern. Du kannst dich beispielsweise aufrichten oder hängenlassen. Aber, ist dein Körper tatsächlich auch im Lot, wenn du dich aufrichtest?

Deine Körperstruktur kannst du nicht willkürlich verändern. Weit verbreitete Muster, die ich in der Praxis täglich sehe, sind ein vorgeschobenes Becken, ein zurückgenommener Schultergürtel und ein eingesunkenes Brustbein. Diese ungünstige Körperstruktur beeinträchtigt die Qualität jeder einzelnen deiner Bewegungen.

Oder versuch mal, mit eingedrehten Armen tief zu atmen. Und dann geh mal in die Gegenbewegung: heb dein Brustbein an und dreh deine Arme bewusst nach außen: deutlich besser, oder? Das bedeutet, dass deine eingedrehten Arme tagtäglich jeden einzelnen Atemzug einschränken.

Für Arvid Neumann geht es um Qualität anstelle von Quantität. Er sagt dazu im Interview folgendes:

Ausschlaggebend für mich ist die Körperhaltung, besser gesagt, die Körperstruktur. Wenn diese ideal ist, bin ich gewissermassen im Lot. Das heisst, der Körper ist aufrecht und ausbalanciert. … Das ist bei vielen Menschen alles andere als ideal. Sie treiben Sport mit eingefallenem Brustkorb, mit vorgeschobenem Becken, mit nach innen gedrehten Armen. Die falschen Belastungen im Sport verstärkten diese Fehlhaltungen. Ich plädiere dafür, erst einmal auf die Körperstruktur zu schauen.

Faszien und ihre Bedeutung für deine Körperstruktur

Faszien bilden ein 3-dimensionales Spannungsnetzwerk und durchziehen deinen gesamten Körper. Sie verbinden dabei alles mit allem. Neumann spricht daher von der Faszie im Singular. Es ist beispielsweise möglich, dass du Verspannungen im Nacken bekommst, weil du beim Gehen die Füße nicht optimal abrollst.

Tensegritiy Model als Symbol für das dreidimensionale Netzwerk der Faszien

Du hast sicher schon einmal die abgeworfene Schwanzhülle einer Eidechse gesehen, anhand derer du die Form des Schwanzes genau ablesen kannst? So ähnlich verhält es sich mit den Faszien: Entfernte man aus deinem Körper sämtliche Knochen, Muskeln, Organe, Blutgefäße etc. und ließe nur die Faszien übrig, so bliebe ein genaues Abbild deines Körpers übrig. Es wäre klar erkennbar, wie groß oder klein du warst und wo genau deine Organe lagen.

Entfernte man die Faszien, bliebe ein loser Haufen unterschiedlicher Strukturen, nichts wäre mehr an seinem Platz.

Faszien geben deinem Körper nicht nur seine Form, sie sind auch formbar.

Sie (die Faszie) ist die Architektin unseres Körpers … Sie bestimmt unsere Körperform, die Art, wie wir uns bewegen können. Sie ist reichhaltiges Wahrnehmungsorgan und hat enge Verbindungen zum Nervensystem. Somit ist die Faszie nicht nur für die Beweglichkeit massgebend, sondern hat auch entscheidenden Anteil an unserer Vitalität, unserem körperlichen und seelischen Wohlbefinden.

Faszien sind nicht nur entscheidend für deine Körperstruktur. Neueste Forschungen zeigen, dass sie bei vielen weiteren gesundheitlichen Aspekten eine große Rolle spielen. Wenn dich das interessierst, lies gerne hier weiter.

Rolfing Strukturelle Integration bringt deinen Körper ins Lot

Dr. Ida Rolf bezeichnete die Faszien als Organ der Form. Sie hat früh ihre Bedeutung für Körperhaltung und Bewegungsmuster erkannt.

In der klassischen Rolfing 10-er Serie geht es darum, durch manuelle Arbeit an deinen Faszien, deinen Körper ins Lot zu bringen, ihn in der Schwerkraft aufzurichten und ökonomische Bewegungen zu ermöglichen.

Es wäre für uns alle viel einfacher, wenn der Mensch im Lot wäre. Aber wie soll jemand, der aufgrund seiner Verspannungen noch nicht einmal richtig stehen kann, richtig sitzen? Und wie soll er sich denn überhaupt vernünftig bewegen, um gesund zu bleiben?

Rolfing-Logo Litte Boy zur Verdeutlichung einer Körperstruktur, die im Lot ist.

Fazit: Mit Rolfing kannst du langfristig etwas für deine Gesundheit zu tun

Das, was Arvid Neumann in diesem Interview sagt, entspricht dem Verständnis und der Philosophie von Rolfing.

Rolfing versteht die Aufrichtung deines Körpers in der Schwerkraft, freie Atmung und freie Bewegungen als Basis für ein gesundes und dynamisches Sein. Optimierte Bewegungen beugen Verschleiß und Schmerzen vor. Ein Geerdetsein und eine aufrechte Körperhaltung haben dabei nicht nur körperlich, sondern auch emotional eine gute Wirkung.

Rolfing eignet sich als präventive Gesundheitsvorsorge und ist häufig ebenso hilfreich bei bestehenden Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen.

Möchtest du deinen Körper ins Lot bringen? Vereinbare deinen kostenlosten Kennenlerntermin, ich beantworte gerne alle deine Fragen.

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Stefanie Wittiber-Schmidt

Heilpraktikerin, Somatic Experiencing, Rolfing Strukturelle Integration, Integrale Somatische Psychologie

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