Verklebte Faszien beeinflussen deine Gesundheit

Faszien haben erstaunlich vielfältige gesundheitliche Auswirkungen. Sie beeinflussen Bewegung, die Psyche und dein autonomes Nervensystem.

Faszien, das unscheinbare Gewebe, das deinen Körper wie ein großes Netzwerk durchdringt, ist in den letzten Jahren zu einem faszinierenden Forschungsfeld geworden. Dabei wird die Bedeutung der Faszien für deine körperliche und deine seelische Gesundheit immer deutlicher. Faszien nehmen Einfluss auf deine Körperhaltung und Bewegungsmuster. Verklebte Faszien können chronische Schmerzen, vor allem Rücken- und Nackenschmerzen, verursachen. Außerdem interagieren Faszien mit deinem autonomen Nervensystem und deinem Immunsystem!

In diesem Blogartikel möchte ich dir gerne einige Forschungsergebnisse zu Faszien vorstellen, über die ich kürzlich in einem Artikel von Dr. Robert Schleip gelesen habe. Ich finde es spannend, wie vielfältig die Auswirkungen von Faszien auf die Gesundheit sind. Dies unterstreicht die Bedeutung von ganzheitlichen Therapieansätzen wie Rolfing® Strukturelle Integration.


Was sind Faszien?

Faszien sind die bindegewebigen, weißen Strukturen in deinem Körper. Mal sind sie dünn, fast durchsichtig und elastisch, mal dicht und fest. Sie bestehen in erster Linie aus Wasser und Kollagenfasern. Sie umhüllen Muskeln, einzelne Muskelfasern, Organe, Blutgefäße oder Nerven und bilden Gelenkkapseln, Bänder und Sehnen. Lange Zeit wurden sie als reines Verpackungsmaterial betrachtet. Ihre komplexe Bedeutung für die Gesundheit tritt erst seit einigen Jahren mehr und mehr in den Fokus der Wissenschaft.

Als dreidimensionales Netz verleihen die Faszien deinem Körper seine Form. Sehr früh erkannt hat das die amerikanische Biochemikerin Dr. Ida Rolf, die die Faszien als „Organ der Form“ bezeichnete.

Tensegrity Modell
tensegrity Modell

Warum verkleben Faszien?

Faszien verkleben aus unterschiedlichen Gründen:

  • Bewegungsmangel: Davon sind wir alle mehr oder weniger betroffen. Ein klassisches Beispiel ist langes Sitzen. Durch Bewegungsmangel verliert die Faszie Flüssigkeit und die Fasern verfilzen. Um sie beweglich und elastisch zu halten, denk daran, dich vielseitig zu bewegen. Regelmäßiges Dehnen und Strecken tut den Faszien gut. Denk an eine Katze, die sich nach jeder Ruhepause genüsslich reckt und streckt.
  • einseitige Bewegung: Aus faszialer Sicht ist sogar Joggen eine einseitige Bewegung, sofern du länger als 30 Minuten unterwegs bist. Probier mal, zwischendurch eine Minute rückwärts zu laufen oder im Seitgalopp. Durch diese Veränderung in der Bewegung können die beanspruchten Faszien wieder neue Flüssigkeit aufnehmen.
  • Stress: Auf Stresshormone wie Adrenalin reagieren Fibroblasten, das sind Zellen in deinen Faszien, mit Versteifung. Diese Reaktion tritt nicht in wenigen Stunden auf, sondern ist ein langsamer und ein anhaltender Effekt und kann zu myofaszialen Schmerzsyndromen führen.
  • weitere Gründe sind Verletzungen, Entzündungen, Narbenbildung sowie zunehmendes Alter

Verklebte Faszien führen zu Bewegungseinschränkungen, Steifigkeit und können Schmerzen verursachen. Eine Verhärtung der Faszien erhöht zudem deine Verletzungsanfälligkeit. Rolfing ist eine effektive Methode, deine Faszien gesund und elastisch zu halten.

Faszien sind dein größtes Sinnesorgan

Mit geschätzten 250 Millionen Nervenenden, gelten die Faszien heute als dein größtes Sinnesorgan, sie übertreffen damit sogar deine Haut. Über die Nervenenden in den Faszien werden vielfältige Reize aufgenommen und an dein Gehirn weitergeleitet. Faszien üben so einen großen Einfluss auf deine Gesundheit aus.

Sensorische Rezeptoren in den Faszien spielen eine wichtige Rolle für deinen 6. Sinn, deine Propriozeption. Sie informieren dein zentrales Nervensystem über deine Position im Raum und helfen Bewegungen präzise auszuführen. Beim Gehen musst du nicht bewusst darauf achten, wie und wo du deine Füße belastet. Dein Körper weiß instinktiv, wann sie dich sicher tragen und wann nicht. Ebenso kannst du deinen Zeigefinger an deine Nasenspitze führen, ohne hinzuschauen. Das alles wird durch deine Propriozeption ermöglicht, deinen Körpersinn.

Normalerweise denken wir nicht viel über Propriozeption nach, aber die Geschichte von Ian Waterman verdeutlicht ihre essentielle Bedeutung. Mit 19 Jahren verlor er seinen Körpersinn durch einen Virusinfektion. Er ist nicht gelähmt, jedoch fehlt ihm das Gefühl für seinen Körper und die Kontrolle über seine Bewegungen. Das bedeutet, dass er beispielsweise visuell überprüfen muss, ob seine Füße ihn tragen. Wäre er im Dunkeln bei Stromausfall unterwegs, fiele er um.

Faszien interagieren mit deinem autonomen Nervensystem

Dein autonomes Nervensystem ist zuständig für alle lebensnotwendigen Funktionen: deinen Herzschlag, deinen Blutdruck, deine Atmung, deine Verdauung und es steuert deine Stressreaktion. Bei Gefahr versorgt dich der sympathische Zweig deines autonomen Nervensystems mit Energie für Kampf oder Flucht. Der parasympathische Zweig wiederum sorgt einerseits für Entspannung, ist aber auch bei der Erstarrungsreaktion aktiv.

Faszien und dein sympathisches Nervensystem

Von den geschätzten 250 Millionen Nervenenden in deinen Faszien gehören bis zu 40 % zum sympathischen Nervensystem, d. h. zu dem Teil, der bei einer gefühlen Bedrohung aktiv wird. In deinem gesamten körperweiten Fasziennetz sind das ca. 100 Millionen Nervenenden. Mit einer manuellen Behandlung deiner Faszien kannst du diese Nervenenden ansprechen und für Entspannung sorgen.

Viele dieser Nervenenden beeinflussen die Temperatur, die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen sowie den Abtransport von Abfallprodukten. Bei eingeschränktem Flüssigkeitsaustausch, z. B. durch verfilztes Gewebe, können sich entzündungsfördernde Botenstoffe und freie Radikale ansammeln. Ein weiterer Grund, warum es sich lohnt, dich um die Gesundheit deiner Faszien zu kümmern.

Faszienmensch
Faszienmensch

Rolfing aktiviert dein parasympathisches Nervensystem

Die manuelle Behandlung von Faszien, z. B. durch Rolfing, wirkt nachhaltig auf das autonome Nervensystem. Es kommt zu einer Senkung der sympathischen Aktivierung und einem Anstieg der parasympathischen Aktivierung. Dies wurde ebenso durch klinische Messungen der Herzratenvariabilität bestätigt.

Faszien und Schmerzen

Faszien verfügen über eigene Schmerzrezeptoren, die Schmerzsignale an dein zentrales Nervensystem senden können. Lange Zeit wurde angenommen, dass Schmerzsignale ausschließlich aus der Muskulatur stammen. Heutzutage ist bekannt, dass entzündete oder verhärtete Faszien ihre eigenen Schmerzsignale aussenden können. Interessanterweise reagiert das zentrale Nervensystem empfindlicher auf Schmerzsignale aus den Faszien als auf solche aus den Muskeln. Patienten beschreiben faszialen Schmerz oft als brennend, stechend oder pochend und erleben ihn als stärker und länger anhaltend im Vergleich zu Muskelschmerzen.

Faszien und chronischer emotionaler Stress

Chronischer emotionaler Stress verstärkt myofaszialen Schmerz

Chronischer emotionaler Stress erhöht deine Sensibilität für myofaszialen, also Muskeln und Faszien betreffenden, Schmerz. Eine Studie belegt, dass Menschen, mit einem Entwicklungstrauma anfälliger sind für unspezifische, chronische Rückenschmerzen. Sie verfügen über eine niedrigere Schmerzschwelle. Insbesondere emotionaler Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung können zu lang anhaltende Veränderungen deiner Wahrnehmung führen.

Seelische Traumata werden mit einer generalisierten Veränderungen der Schmerzwahrnehmung assoziiert und myofasziale Strukturen können dadurch nachhaltig sensibilisiert werden. Ein manuelle Behandlung deiner Faszien kann sich lindernd und lösend auswirken.

Chronischer emotionaler Stress beeinträchtigt dein Immunsystem

Chronischer emotionaler Stress wirkt sich auf das Immunsystem aus. Hierbei scheinen die Fibroblasten in den Faszien eine Rolle zu spielen.

Wusstest du, dass es ein reiches Mikrobiom nicht nur in deinem Darm, sondern auch in den Faszien gibt?

Die antientzündliche Wirkung einer Faszien-Behandlung wurde von einer brasilianische Studie aufgezeigt. Sie legt den Schluss nahe, dass sanfte manuelle Stimulation einen Einfluss auf die Wechselwirkungen von faszialer Biochemie, Schmerzwahrnehmung und Immunsystemregulierung haben kann.

Faszien und deine psychische Gesundheit

Ein weitere Studien weist einen Zusammenhang auf zwischen starken Depressionen und einer erhöhten myofaszialen Steifigkeit des Gewebes im Nacken und im oberen Rücken.

Eine manuelle Behandlung der betroffenen Faszien wirkte sich positiv auf die Emotionen der Betroffen aus und verringerte den Hang zur Negativität. Die Studie kommt zu der Schlussfolgerung, dass „das myofasziale Gewebe Teil einer dysfunktionalen Körper-Geist Dynamik sein kann, die starke Depression aufrecht erhält.“

Deine Nackenmuskulatur ist sehr wichtig, um dich bei Gefahr zu orientieren! Du kannst deinen Körper bei Stress unterstützen, indem du immer mal wieder den Kopf nach rechts und links drehst. Hilfreich ist auch, eine Hand auf die Stirn und die andere unten an den Hinterkopf zu legen. Verweile so einen Augenblick und beobachte, wie es dir damit geht. Schreib mir gerne deine Erfahrungen!

Fazit: verhärtete Faszien beeinflussen deine Gesundheit auf vielen Ebenen

In den vergangenen Jahren wurde viele neue Erkenntnisse über Faszien gewonnen und weitere sind zu erwarten. Der Zustand der Faszien scheint auch bei der Entwicklung von Krebs eine Rolle zu spielen. Die Fakten auf die ich mich hier im Text beziehe sind überwiegend im eingangs genannten Artikel von Dr. Robert Schleip erwähnt.

Meine Erfahrungen aus der Praxis bestätigen die positive Wirkung von Faszienbehandlungen. Viele meiner Klient*innen erleben einen Rückgang ihrer Schmerzen. Darüber hinaus werden auch psychische Veränderungen erfahren: „Ich fühle mich leichter, als sei eine Schicht abgefallen.“ „Mein Kopf quatscht nicht.“ „Das ist eine Wohltat für mein Nervensytem.“ Dies sind Zitate meiner Klient*innen nach einer manuellen Rolfing Behandlung, die genau das wiederspiegeln, was die Forschung zeigt.

Ich freue mich über diese spannenden Fakten, zeigen sie doch ganz klar, wie gut sich Rolfing mit meiner traumatherapeutischen Arbeit ergänzt. Ich bin überzeugt, dass ein, durch stressvolle Erfahrungen, anhaltend dysreguliertes Nervensystem die Ursache vieler Beschwerden ist, vor allem sogenannter „unerklärlicher“ Symptome, unter denen heute so viele Menschen leiden. Faszientherapie ist ein Weg, deinen Körper auf seinem Weg zur Heilung zu unterstützen.

Welche Beschwerden quälen dich? Schreib mir eine E-Mail und vereinbare ein kostenloses 15-minütiges Kennenlerngespräch!

Ich freue mich auf dich!

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Stefanie Wittiber-Schmidt

Heilpraktikerin, Somatic Experiencing, Rolfing Strukturelle Integration, Integrale Somatische Psychologie

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