Was ist ein Schocktrauma? Ursachen und Symptome im Überblick

Wie kommt es zu einem Schocktrauma? Woran kannst du es erkennen und was kannst du tun?

Was geschieht, wenn dich ein Erlebnis so tief erschüttert, dass es dich selbst Wochen später nicht loslässt? Ein Schocktrauma kann dich nicht nur emotional, sondern auch körperlich völlig aus dem Gleichgewicht bringen. In diesem Blog erfährst du, was genau ein Schocktrauma ist, welche Auslöser es haben kann, warum manche Menschen besonders anfällig sind und an welchen Symptome du es erkennst.

Therapiemethoden wie Somatic Experiencing können dir helfen, das Erlebte zu verarbeiten und wieder inneren Frieden zu finden. Lies hier mehr darüber.

Was ist ein Schocktrauma?

Als Schocktrauma wird ein Ereignis bezeichnet, das so überwältigend ist, dass dein Körper und deine Psyche es nicht verarbeiten können. Auch Wochen später hast du dich noch nicht davon erholt.

Kommt es zu einem Schocktrauma, geschieht zu viel, zu schnell, zu plötzlich. Deine natürlichen Verteidigungsimpulse von Kampf oder Flucht werden unterbrochen oder stehen dir erst gar nicht zur Verfügung. Stattdessen erstarrst oder kollabierst du vor Schreck (Totstellreflex). Das hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern ist eine autonome Reaktion deines Nervensystems, um dich zu schützen. Du hast darauf keinen Einfluss.

Das eigentliche Trauma ist dabei nicht das Ereignis per se, sondern die Auswirkung, die dieses Ereignis auf dich hat.

Trauma ist nicht das, was dir passiert, sondern das, was in dir passiert.

Gabor Maté

Im Augenblick der Gefahr wird dein Gehirn überflutet von Sinneseindrücken und Informationen, die es nicht bewältigen kann. Daher wird das Geschehene nicht als zusammenhängende und vergangene Erfahrung im entsprechenden „Gehirn-Regal“ abgelegt. Gewöhnliche Ereignisse sind in deinem Hippocampus so abgelegt, dass du genau weißt, dass sie vorbei sind. „Ah, in diesem italienische Restaurant habe ich mich vor Jahren mal mit meiner Partnerin gestritten.“ Der Streit war in der Vergangenheit, heute seid ihr ein glückliches Paar.

Ein Ereignis, das sich zu einem Trauma entwickelt, lässt dein Nervensystem in einem Alarmzustand zurück. Dadurch fühlt es sich für dich an, als bestehe die Bedrohung noch immer. Deine Erinnerung besteht aus fragmentierten Bruchstücken, die dich unerwartet in Form von Flashbacks „überfallen“ können und sich so schlimm anfühlen, als passiere das Ereignis genau jetzt in diesem Moment.

Ursachen für ein Schocktrauma

Je nach bisherigen Lebensumständen und Erfahrungen, gibt es sehr viele Situationen, die sich traumatisch auswirken können. Einige mögliche Auslöser sind:

  • Verkehrsunfälle
  • Sportunfälle
  • Stürze
  • medizinische Untersuchungen oder Behandlungen
  • eine medizinische Diagnose
  • Verlust eines nahestehenden Menschen
  • erlebte körperliche Gewalt
  • ein sexueller Übergriff
  • ein Einbruch
  • eine Kündigung
  • Augenzeuge eines schlimmen Ereignisses zu sein
  • Naturereignisse wie Flutkatastrophen oder Erdbeben

Ein Entwicklungstrauma erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Schocktraumas

Zwei Menschen können das gleiche Ereignis unterschiedlich erleben.

Nicht selten haben Menschen bereits früher Schweres durchgemacht und das neue Ereignis trifft auf ein Nervensystem, das bereits vorbelastet ist. Dadurch steigt das Risiko, von einem neuen Ereignis überwältig zu werden und ein Trauma zu entwickeln.

Ein Verkehrsunfall beispielsweise kann für dich eine weitaus schlimmere und traumatisierende Erfahrung sein, wenn du früher bereits einmal einen schweren Unfall hattest. Dein Beifahrer, dem die vorherige Erfahrung erspart geblieben ist, ist dann zwar auch geschockt, kann aber den Schreck des Unfalls nach einer Weile verarbeiten und sich erholen.

Kinder haben weniger Kapazität bedrohliche Erfahrungen zu verarbeiten. Ihr Nervensystem entwickelt sich erst im Laufe der Jahre und bis dahin brauchen sie Erwachsene, die sie schützen und ihnen helfen sich sicher zu fühlen. Fehlt diese Sicherheit oder wird ihnen etwas angetan, sprechen wir von einem Entwicklungstrauma, mit langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen und wenig Kapazität, neue schwierige Situationen zu bewältigen.

Insofern ist es immer möglich, dass eine Situation, die du selbst als gar nicht so schlimm erlebst, für jemand anderen ganz furchbar ist, und umgekehrt.

Symptome eines Schocktraumas:

Durch ein Schocktrauma kannst du eine sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln: Typische Symptome sind

  • Flashbacks sind häufig Anzeichen eines Schocktraumas. Flashbacks sind Erinnerungsfetzen, die durch äußere Reize, wie Geräusche oder Gerüche, getriggert werden können. Wenn du z. B. das gleiche Lied im Radio hörst, das im Augenblick des Unfalls lief. Oder etwas riechst, das dich an die Situation erinnert.
  • du fühlst dich nicht mehr wie du selbst, bist wie betäubt
  • Kontakt zu anderen fällt dir schwer.
  • Gleichgültigkeit gegenüber Menschen oder Dingen, die dir vorher wichtig waren
  • du hast Albträume
  • innere Aufregung und Anspannung mit Herzrasen und flachem Atem
  • du kannst nicht mehr schlafen
  • du bist unkonzentriert
  • du verdrängst das, was geschehen ist und vermeidest z. B. die Kreuzung, an der der Unfall geschah oder gehst nicht mehr zum Sport, wenn es sich um einen Sportunfall handelt
  • du entwickelst Ängste, eine Depression oder Schmerzen
  • du fühlst dich mitschuldig an dem, was geschehen ist

Traumasymptome werden nicht durch das äußere Ereignis verursacht. Sie entstehen, wenn überschüssige Energie nach dem traumatischen Ereignis nicht aus dem Körper entladen wird. Diese Energie bleibt im Nervensystem gebunden und kann auf Körper und Geist verheerende Auswirkungen haben.

Peter Levine

Somatic Experiencing hilft bei Schocktrauma

Ein Schocktrauma löst sich leider nicht von alleine auf. Daher empfiehlt es sich, dir professionelle Hilfe zu holen. Als Somatic Experiencing Therapeutin möchte ich dir hier gerne kurz diese körperorientierte Methode vorstellen, die sehr wirkungsvoll ist.

Dein Verstand weiß natürlich, dass die Situation vorüber ist und du im Augenblick sicher bist. Nur leider hat diese kognitive Einsicht keinen Einfluss auf dein Reptiliengehirn. Dein Reptiliengehirn und dein Körper wähnen sich noch in Gefahr. Somatic Experiencing hilft deinem Körper zu verstehen, dass das Erlebte vorüber ist und du jetzt sicher bist.

Dem zu viel, zu schnell, zu plötzlich des Ereignisses begegnen wir in der Therapie mit Verlangsamung und kleinschrittiger Verarbeitung. Dadurch bekommt dein Körper Zeit zum Orientieren und zum Entladen gespeicherter Traumaenergie.

Fazit: Du kannst dich von einem Schocktrauma erholen!

Ein Schocktrauma ist eine überwältigende Erfahrung, die Körper und Seele nachhaltig beeinflusst und jeden treffen kann.

Wenn es dir nach einem Ereignis schlecht geht und auch nach Wochen keine Besserung eintritt, wenn du dich nicht mehr wie du selbst fühlst, ist es sinnvoll dich zu fragen, ob du möglicherweise eine PTPS entwickelt hast.

Somatic Experiencing ist eine wirksame Therapie, die dir helfen kann, das Trauma zu verarbeiten und dein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

Schreib mir gerne, wenn du Fragen zu Schocktrauma hast oder vereinbare ein kostenloses Kennenlerngespräch.

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Stefanie Wittiber-Schmidt

Heilpraktikerin, Somatic Experiencing, Rolfing Strukturelle Integration, Integrale Somatische Psychologie

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