Rolfing Strukturelle Integration und Somatic Experiencing (SE) sind jeweils eigenständige Therapieansätze, können sich jedoch durchaus auf unterschiedlichste Art und Weise ergänzen, wenn es darum geht, Trauma im Körper aufzulösen.
Hier möchte ich von einem Beispiel für eine kurze SE Intervention im Rahmen einer Rolfing Serie erzählen.
Problematik: Koordination einer bestimmten Bewegung
Meine Rolfing-Klientin wünschte sich, ihre Beweglichkeit zu verbessern. Die Rolfing 10er Serie ist dazu perfekt geeignet, da freie Bewegungen eines der Kernthemen des Rolfing Prozesses sind.
Schwierig blieb eine bestimmte Bewegung, die sie koordinativ nicht ausführen konnte. Es war ihr nicht möglich, im Stehen ihre abgewinkelten Arme (s. Bild) hoch zur Decke zu strecken. Die gleiche Bewegung liegend auszuführen war kein Problem, auch wenn es sich für sie ruckelig anfühlte.
Damit war klar, dass es sich hier nicht um eine strukturelle Bewegungseinschränkung handelte, also beispielsweise eine fehlende Beweglichkeit im Schultergelenk. Die Schwierigkeit lag vielmehr darin, dass ihr Gehirn die entsprechende Muskulatur im Stand nicht ansteuern konnte.
Integration einer Somatic Experiencing Intervention in eine Rolfing Sitzung
Meine Klientin war einverstanden, diese koordinative Blockade mit einer Intervention aus Somatic Experiencing zu erforschen.
Während sie auf dem Rücken auf der Behandlungsliege lag bat ich sie, ihre Arme in die Ausgangsposition zu bringen, von da aus langsam zu strecken und diese Bewegung bewusst wahrzunehmen.
Danach fragte ich sie, was sie erlebe, wenn sie sich vorstelle, die Bewegung im Stehen auszuführen? Welche Gedanken, Gefühle oder Körperempfindungen nehme sie wahr?
Nach einer kleinen Weile antwortete sie, sie empfinde Scham.
Die Scham saß zwischen ihrer Brustwirbelsäule und dem rechten Schulterblatt. Sie war schwarz und zäh. Ich bat sie, einen Augenblick mit dieser Emotion und dieser Körperempfindung in Verbindung zu bleiben und zu beobachten, was als nächstes geschehe.
Nach kurzer Zeit ließ die Scham nach, wurde grau und weniger zäh.
Trauma im Körper auflösen mit Somatic Experiencing
Als meine Klientin die Bewegung erneut im Liegen ausprobierte, fiel sie ihr leichter und wurde von ihr als fließender empfunden.
Natürlich waren wir beide gespannt, ob sich im Stehen ebenfalls etwas verändert hatte.
Die Klientin stellte sich mit abgewinkelten Armen hin und verharrte einen Moment. Zur Orientierung legte ich meine Fingerspitzen auf ihre Fingerspitzen, mit der Aufforderung diese wegzuschieben.
Ohne Zögern streckte die Klienten beide Arme Richtung Decke!
Fazit: Trauma führt zu Dissoziation im Körper
Womit die Scham in Verbindung stand, haben wir nicht weiter erforscht. Für die Koordination dieser Bewegung war das auch nicht nötig.
Dies ist ein kleines Beispiel dafür, wie Trauma im Körper gespeichert wird und dich in deiner Lebendigkeit einschränkt. Trauma führt dazu, dass einzelne Körperteile oder bestimmte Bewegungsabläufe dissoziiert sein können. Das hat zur Folge, dass deinen Körpers nicht spüren oder Bewegungen nicht ausführen kannst.
Welche Einschränkungen beschäftigen dich? Vereinbare gerne dein unverbindliches Kennenlerngespräch. Ich freue mich darauf, mit dir zu arbeiten.